Ein Ort sucht sein Gedächtnis - Klosterneuburg erzählt

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Seit 2006 arbeitet das interdisziplinäre Künstler*innenteam des KUNSTLABOR Graz von uniT mit hochbetagten und demenzerkrankten Personen. Unser Anliegen ist es, dass Menschen, die oft aus der Wahrnehmung verschwunden sind, mit ihren Phantasien, ihren Wünschen, Bedürfnissen und auch Ängsten wieder sichtbar werden. Kunst ist das Mittel, damit sie mit anderen Menschen verstärkt in Kontakt treten und sich als wertvollen Teil der Gesellschaft erleben.

Das Künstler*innenteam spürt mit den Teilnehmenden Themen auf, die mit ihren Biographien verbunden sind. Daran wird gemeinsam mit künstlerischen Mitteln gearbeitet, Vergangenes wird sichtbar, Elemente des Lebens fügen sich neu aneinander. Die Arbeit unterstützt Personen darin, versöhnlich auf das eigene Leben zu blicken und trotz Einschränkungen, die eigenen Ressourcen wahrzunehmen. Aus einem "Das kann ich nicht mehr", das oft am Beginn der gemeinsamen Arbeit zu hören ist, wird in unseren Projekten meistens ein: "Ich wusste nicht, was in mir steckt".

Die Aktivierung, die durch künstlerische Prozesse, durch das Theatralisieren der Alltagsprozesse in Ganz gesetzt wird, verschafft den Teilnehmer*innen Selbstvertrauen und Verbundenheit mit der Gruppe. Am Ende laden wir Gäste ein, mit denen wir das Erlebte teilen. Kunst ist Schokolade fürs Hirn, behaupten wir: Süß, verführerisch und auch ein bisschen süchtig machend, denn erfahrene Wertschätzung durch Aufmerksamkeit zeigt sich nicht zuletzt im Applaus der Eingeladenen und tut einfach gut.

Ausgangssituation:
In Klosterneuburg bei Wien sind wir nach unserem ersten gelungenem Auftaktprojekt "Erinnerungstage"  im Sommer 2018 in Zusammenarbeit mit dem Caritas Pflegewohnhaus St. Leopold nun das zweite Mal eingeladen, mit Hochbetagten den Ort KLosterneuburg und seine Bewohner*innen aus einem anderen Blickwinkel kennenzulernen.
 
Auch diesmal geht es um die Erinnerung an längst vergangene Zeiten und die Frage: Wie war es in Klosterneuburg, damals als die heutigen 70-, 80-, 90-Jährigem noch jung waren? Wir suchen nach Alltagsgeschichten, die uns Menschen über Orte in ihrer Gemeinde erzählen und wollen diese Orte für andere sichtbar, hörbar, erfahrbar machen.
 
Splitter der Erinnerungen
Nach einer ersten Recherchephase im Ort und ersten Kontakten zu Senior*innen in Klosterneuburg starten wir mit "Erzählcafes", d.h. wir laden interessierte Menschen über 70 ein, uns zu helfen, ein persönliches Bild von diesem Ort zu bekommen. Wir sammeln Alltagsgeschichten und verbinden sie mit Orten der Erinnerung. Betagte Menschen aus Klosterneuburg werden dabei zu Akteur*innen und holen ihre persönlichen Alltagsgeschichten aus der Vergangenheit in die Gegenwart. Wir möchten die vielfach nur in den Köpfen Einzelner abgespeicherten Geschichten wieder sichtbar machen, sie als Impulse für neue Geschichten wieder an Orte bringen und für andere erfahrbar machen. Die Menschen, mit denen wir in Kontakt kommen sind uns das Gegenüber, sie schenken uns diese Geschichten. Eine Autorin wird die Splitter dieser Erinnerung zu Texten zusammenfügen und wir lassen die Orte ihre Geschichten erzählen, bringen sie zurück nach Klosterneuburg in Form von szenischen Lesungen.
 
Dieses Projekt bezieht bewusst Menschen mit ein, die mit Demenz leben, denn sie erleben beglückende Augenblicke wieder, erfahren eine positive Resonanz auf ihre Erinnerungen, die für alle Bürger*innen einen hohen Wert bilden. Die lebendige Vergangenheit gibt Orientierung und Halt, lädt ein, Kontakt aufzunehmen, gibt Anlass für Gespräch und Teilhabe, ist Impuls, von sich zu erzählen und die Perspektiven zu wechseln.
 
Das Projekt "Ein Ort und sein Gedächtnis – Klosterneuburg erzählt" (2019-2020) entsteht in einer Kooperation von Caritas Pflege im Rahmen des Netzwerks „Gut leben mit Demenz in Klosterneuburg“. Es wird gefördert von Fonds Gesundes Österreich und Deutsche Stiftung für Demenzerkrankte.


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